Ein Laufbericht zum 19. Eifel-Marathon in Waxweiler.

Eigentlich wollte ich das nicht. Ehrlich, ich wollte es nicht! Aber dann ist es doch passiert. Mit einigen nicht sport-affinen Freunden wollte ich eine Woche Urlaub im belgisch-luxemburgischen Grenzgebiet verbringen. Da ich sowieso noch einen langen Lauf als Vorbereitung auf den diesjährigen Dodentocht machen wollte und ich zum Zeitpunkt des RUN-AND-FUN 12 Stundenlaufs in Marienfeld schon im Urlaub sein würde lag die Idee nahe, mir dort in der Nähe etwas zu suchen.

Also, Google gefragt und in der Tat wurde ich fündig: Da gibt es also im Örtchen Waxweiler in der schönen Eifel eine Laufveranstaltung. Angeboten wurden ein 10km Fitnesslauf, ein Halbmarathon, ein Marathon und ein Ultralauf mit 51km Länge. Keine Ahnung, was mich da geritten hat, aber ehe ich mich versah, war ich auch schon für den Ultra angemeldet! Also musste die Aktion jetzt sauber geplant werden. Grob gerechnet: Bei einer erlaubten Zeit von maximal 7 Stunden ist eine 8er Pace ausreichend, bei einer angepeilten Laufzeit von 6 Stunden reicht eine 7er Pace. Allerdings sprechen wir von der Eifel! Da gelten andere Maßstäbe!

Am 12.06., einem Sonntagmorgen, fuhr ich also von unserem Ferienhaus die 90km nach Waxweiler. Leider hatte ich mich mit der Fahrzeit etwas verkalkuliert, so dass ich nach Parkplatzsuche, Abholung der Startunterlagen und dem obligatorischen Toilettengang zu spät zum Start kam. Schnell die Moderatorin gefragt, wohin denn die Ultras gestartet waren und dem Feld hinterher gehetzt. Nach ca. 1,5km überholte ich das Besenfahrrad. Der hat vielleicht geguckt! Der Marathon und der Ultra starteten zusammen, was ja auch Sinn macht und das Läuferfeld vergrößert. Nach der Aufholjagd hatte ich Probleme, das Tempo zu drosseln. Nach etwa 3km kamen wir zum Wendepunkt und durchliefen zunächst wieder das Dörfchen, nur um am anderen Ortsende hinaus auf die weite Strecke zu gehen. Im Wesentlichen besteht die Marathon-Route aus einer identischen Strecke für Hin- und Rückweg, mit einer kleinen Schleife um den Bitburger See, von der die Ultra-Schleife weiter abzweigt. Der Streckenverlauf ist abwechslungsreich, zunächst mit moderaten Steigungen und zum Teil heftigen Gefällestrecken. Aber, wir erinnern uns? Hin- und Rückweg sind Großteils identisch...

Der erfahrene Läufer weiß diese Äußerung zu deuten. Bei Hamm (kein Scherz) ist einer der zahlreichen Verpflegungspunkte in einer alten Burganlage untergebracht, in der die Läufer mit Dudelsackmusik empfangen werden. Von dort geht es weiter zum Bitburger See, an dem wir uns von den Marathonis verabschieden und unserer eigenen Wege gehen. Oder laufen. Das Gelände wird anspruchsvoller. Es geht immer höher hinauf und es stellen sich die ersten Krämpfe ein, zunächst nur bergauf. Die nahezu nicht vorhandene Vorbereitung meinerseits fängt langsam an, ihren Tribut zu fordern. Die allermeisten der 104 Ultra-Teilnehmer befinden sich vor mir und es werden immer mehr.

Zurück am See geht es wieder auf der Marathonstrecke und somit dem Ziel entgegen. Da die Marathonis und die allermeisten Ultras vor mir sind, beginnt der Lauf einsam zu werden. Wer mir aber treu Gesellschaft leistet, sind die Krämpfe. Damit es nicht langweilig wird, kommen sie jetzt häufiger. Wer mich ab und an auch begleitet ist Walther, einer der Fahrradbegleiter, mit dem man nett plaudern kann. Bei Kilometer 40 kommt mein Angstgegner: die Steigung von Mauel! Ich kannte sie ja schon vom Hinweg als Gefälle und da dachte ich schon mit Grauen an den Rückweg. Was man nach 40km mit Krämpfen in den Waden verdammt noch mal nicht gebrauchen kann ist eine etwa 1000m lange, bolzengerade Aufwärtspassage mit einer kontinuierlichen Steigung wie der Tönsberg an seinem schlimmsten Abschnitt!

Es ist brutal! Das schlimmste ist dann dennoch geschafft, was aber nicht heißt, dass es leicht wird! Irgendwann kommt ein Läufer schnaufend von hinten und erzählt mir, ich sei das erste laufende Wesen, dass ihm seit 12km begegnet! Soll das Mut machen? Tut es nicht und ich beginne langsam, mich mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass ich der letzte Ultra auf der Strecke bin. Wie zum Trost taucht vor mir der letzte Marathonläufer auf. Krankes Wild von der Herde getrennt! Die alten Instinkte erwachen! So gut es geht (die Waden krampfen jetzt auch in der Ebene) laufe ich an ihm vorbei und es fühlt sich gut an. Es ist einer der beiden Läufer aus Singapur! Der Platz für die weiteste Anreise dürfte ihm sicher sein. Die Steigungen werden jetzt moderater und die Gefällestrecken nehmen zu. Allerdings denken meine Krämpfe es wäre nett, wenn sie mich auch bergab begleiteten. A... löcher!

Die letzten beiden Kilometer geht es nur noch bergab und ich gönne mir noch zwei versprengte Marathonläufer. Endlich kommt der Zielbogen in Sicht und ich finishe mit 6:31:irgendwas, also etwas unterhalb der Deadline von sieben Stunden. Im Ziel genehmige ich mir erst mal zwei alkoholfreie Radler und stelle mit Erstaunen fest, dass doch noch einige Ultras nach mir ins Ziel kommen. Auch Walther treffe ich wieder, was mich sehr freut. Fazit: Ein Ultra ohne Vorbereitung ist machbar, tut aber verdammt weh! Das (zu) hohe Anfangstempo hat es mir am Ende ermöglicht, deutlich innerhalb der sieben Stunden zu bleiben. Ein langsameres Tempo zu Beginn hätte die Krämpfe nicht verringert und mir das Leben wohl nicht leichter gemacht. Also, in diesem speziellen Fall (wenig Vorbereitung) hat mir dieses Abweichen von der reinen Lehre wohl geholfen.

Auf den Eifel-Ultra bezogen kann ich nur feststellen, dass es ein absolut hervorragend organisierter Lauf mit grandioser Strecke, genialer Landschaft und super-freundlichen Helfern ist, kaum besser machbar. Ein Traum von einem Landschaftslauf! Wenn ich es hinbekommen sollte, im kommenden Jahr das Trainingsniveau vom Hermann zu konservieren und die langen Strecken zu intensivieren, bin ich gerne wieder dabei. Vielleicht hat auch jemand Lust, eine der anderen Distanzen anzugehen? Es lohnt sich wirklich! Noch ein paar Fakten: Ultra 51,4km mit 983Hm, 16 Verpflegungspunkte Finisher: Ultra 104, Marathon 98, Halbmarathon 142, 10km Fitnesslauf 86.

Nächster Termin ist der 11.06.2017. Merken!